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Google vs Evernote und Wunderlist

Heute „geisterte“ eine Meldung durch einige Fachblogs (siehe z.B. bei Caschy), dass Google einen Notizdienst plant. t3n titelt sogar „Google Keep: Alternative zu Evernote, Wunderlist und Co.“.

An anderen Tagen hätte ich recherchiert, noch weitere Blogs gelesen und jeden Infohappen gesucht. Aber in diesen Tagen.

In diesen Tagen …

In diesen Tagen hat Google die Beendigung etlicher Dienste angekündigt. Unter anderem auch den Google Reader, den anscheinend einige Millionen Menschen weltweit nutzen.

In diesen Tagen ist für mich ein neuer Dienst von Google keine Alternative zu Evernote und Wunderlist.

Ich vertraue Evernote und auch den 6Wunderkindern (Wunderlist) mehr, dass sie ihren Dienst noch einige Zeit (Jahre) aufrecht erhalten. Es sind die zentralen Angebote beider Firmen, bei denen es quasi einer Selbstauflösung gleich kommen würde, würden sie den Dienst beenden.

Ja, stimmt. Die 6Wunderkinder haben mit Wunderkit schon einmal einen Dienst gelauncht, gehypt und bald wieder eingestellt. Ist ungut, aber für mich erklärlich. Immerhin muss die Firma erst ein Produkt etablieren, dass ein erträgliches Geschäftsmodell bietet. Wunderlist wird anscheinend sukzessive mit Wunderkit Features ausgerüstet und immerhin soll es auch ein „Transfertool“ von Wunderkit zu Wunderlist geben. Man denkt also an seine KundInnen.

Evernote möchte sowieso ein „Unternehmen für die nächsten 100 Jahre“. Wollen ist nicht können, aber immerhin.

Beide Firmen haben hier ein Kernprodukt, dass sie nicht „von heute auf morgen“ (auch wenn man bei Google schon länger unkte) einstellen werden. Ihr Produkt ist so zentral, dass wir uns – sofern nicht andere Faktoren sich auswirken – noch jahrelang daran erfreuen können.

Ein Faktor ist immer, dass die jeweilige Firma einfach aufgekauft wird, der Dienst beendet wird und allein das Knowhow der EntwicklerInnen genutzt wird. So etwas haben wir z.B. bei Posterous gesehen. Und man muss nicht einmal aufgekauft werden. Es reicht – siehe Beispiel picplz -, dass man gegen die Konkurrenz keine Chance mehr sieht. Ergänzend muss man sagen, dass Posterous und picplz bis zum Ende kein Geschäftsmodell hatten.

Immerhin hat Evernote eine gute Einkommensquelle mit seinen Pro-Usern und Wunderlist wird in Bälde Wunderlist ebenfalls Pro Accounts einführen. Auch das muss nicht davor schützen, dass man irgendwann dicht machen muss oder will.

Bei Google kommt aber ein anderer Faktor hinzu. Hier betreibt eine große Firma viele Dienste – manche davon sehr gewinnträchtig. Da fällt es nicht ins Gewicht – außer bei den Kosten – einen sekundären (wohl aus Sicht von Google) Dienst zu beenden. Ja, es jammern Menschen darüber, der PR-Schaden ist da. Aber wer weiß, wie groß der ist. Und ob deswegen jetzt weniger Menschen Google Suche nicht verwenden oder auf die Werbelinks klicken, darüber wage ich zu zweifeln.

Google ist somit eine Firma, die mal einen Dienst startet, ausprobiert und dann wieder zusperrt, wenn es nicht passt. Ja, das war schon immer so und ist auch in vielen Fällen verständlich. Weiterentwicklung ist nicht möglich, wenn ich alles weiter bewahren muss, was ich mal begonnen habe.

Die Frage für mich ist, ob ich von guten Diensten wechseln sollte, nur um bei Google dabei zu sein. Auch wenn Google diesen Dienst eventuell zweimal besser macht als alle anderen … die Ungewissheit bleibt. Baue ich mir eine gute Notizverwaltung auf und darf dann vernehmen, dass ich in drei Monaten einen anderen Dienst nutzen muss. Und je nachdem hat Google mal schnell Evernote aufgekauft (und eingestellt) und die 6Wunderkinder ob der Übermacht aufgegeben.

Aber die Entscheidung muss ich jedes mal aufs Neue treffen und morgen schaut die Landschaft und die Webgeschichte vielleicht schon wieder ganz anders aus.

Bis dahin werde ich mir einen neuen Google-Dienst aber dreimal ansehen, bevor ich intensiv einsteige.

PS: Ja, dieser Artikel ist auf einem Auge blind, da all das nicht nur Google betrifft.

4 Kommentare

  1. Ich sehe das genau so, wie Du das beschrieben hast. Zwar bin ich da etwas voreingenommen, weil ich seit Jahren Evernote einsetze – aber dieser Dienst ist, trotz der Passwort-Attacke vor einigen Wochen – schlicht zuverlässig und wird ohne Unterbrechung weiter entwickelt.

    Die Wege von Google sind hingegen völlig intransparent. Warum um alles in der Welt wird gerade Google Reader eingestellt? Überschaubare Kosten, kein großer Pflegebedarf, weltweit gerne genutzt, durch die unzähligen App-Integrationen ein prima kostenlose Werbung usw. usw. usw. Ohne jede Begründung wird einfach mitgeteilt: ist eingestellt ab xyz-Datum.

    Ebenso habe ich in Vor-Evernote-Zeiten gerne das sog. „Google-Notizbuch“ genutzt. Klein, pfiffig, simple für Textnotizen – und über Nacht war es verschwunden.

    Nein, wenn Keep wirklich an den Start geht, werde ich diesen Dienst sicher testen, mehr aber nicht. Ich muss mich bei meiner täglichen Arbeit auf Abläufe verlassen können – und da fühle ich mich deutlich besser bei Evernote aufgehoben.

  2. Google schickt sich offenbar an, einen Dienst Namens “Google Keep” zu launchen, der es dann ermöglicht, Notizen und Aufgaben in Listen zu verwalten. Wann es soweit sein soll, ist jedoch noch nicht bekannt. An einigen Stellen im Netz wird Go…

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